Hausandacht am letzten Sonntag nach Epiphanias,
Pfaffenhofen 31. Januar 2021, 9:30 Uhr

Die Hausandacht beginnt mit dem Glockenläuten um 9:30 Uhr, es folgen Begrüßung, Gebet und Lesung. Die Fürbitte geht über ins Vaterunser mit dem Geläut der Vaterunser-Glocke. Nach dem Segen läuten noch einmal die Glocken.

Wenn Dein Kind Dich fragt

Bis wann dauert die Weihnachtszeit?

Mit dem letzten Sonntag nach Epiphanias beginnt auch die letzte Woche der Weihnachtszeit. Für Katholiken ist es einfacher: Am 2. Februar, an Lichtmess, ist die Weihnachtszeit vorbei.

Begrüßung

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Wir kommen zu dir, Gott, aus aller Unruhe, mit so vielen Gedanken, die wir uns machen über das Leben und unsere Welt. Wir kommen zu dir mit unseren Sorgen und Ängsten, mit Sehnsucht und Hoffnung. Wir legen ab, was uns Unruhe macht und auf uns lastet.

Gebet

Gott, ich bin hier (wir sind hier). Und Du bist hier. Ich bete (wir beten) zu Dir im Glauben: Ich bin (Wir sind) verbunden mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Es ist Sonntag! Wir sind verbunden, auch wenn es niemand sieht. Wir sind verbunden, ganz gleich, was geschieht. Du bist hier bei mir (uns) – das genügt. Amen.

Lesung nach Psalm 97, 1-12

Gott ist er allein. Feuer geht ihm voraus, Blitze über die Erde. Die Erde hat es gesehen. Die Erde wand sich und stöhnte wie eine gebärende Frau. Berge schmelzen wie Wachs, Tote leben, Götter flüchten, wo Er erscheint. Todgeweiht ein Mensch, der vor Bildern kniet. Gott ist Er allein. Wer das Unrecht hasst, ist von Ihm gekannt – Er bewahrt dein Herz. Deinem Herzen sagt Er: Wenn du Recht tun übst, wird die Erde neu, wenn du Liebe tust, wird das Licht gesät. Fürchte dich nicht, Ich-mit-dir. Gott ist er allein. Feuer geht ihm voraus, neues Licht über der Erde.

(übertragen von Huub Oosterhuis)

Fürbitte

(Gebet von Traugott Giesen, Sylt)

Gott, Du Geheimnis der Welt, Du Liebhaber des Lebens, Du Erfinder und Betreiber von uns allen, wir danken Dir für Deine Großmut, für Deine Güte, für Deine Geduld. Du musst schon viel Humor haben, um es mit uns auszuhalten, wo Du so unendlich viel Liebe in die Menschheit gibst. Und manchmal verstehen wir Dich nicht, und manchmal sind wir bockig und schwierig und untröstlich. Und es ist ja auch so viel noch in Deiner Schöpfung, was noch nicht so ist, wie Du es haben willst, darum bist Du ja noch an der Arbeit mit uns. Und manchmal musst Du viel reparieren, was wir vermasselt haben. Aber Du, Du setzt ja darauf, dass Du mit uns Dein Friedensreich baust und einmal ruhen wirst mit uns allen von allen Werken und bis dahin Deine Güte verteilst über Gute und Böse. In der Stille nennen wir dir die Namen von Menschen, an die wir besonders denken:

⟩Stille⟨

Wir beten mit deinen Worten:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Gott sendet mich (uns)

Jesus gibt mir (uns) den Heiligen Geist. Ich atme ein. Ich atme aus. (Wir atmen ein. Wir atmen aus) – ohne Angst. Ich bin (wir sind) umgeben von Gottes Kraft, die alles schafft. Ich verbinde mich (wir verbinden uns) mit dir, Gott, und mit allen, die dich lieben, hier wo ich wohne (wo wir wohnen).

Segen

Halte deine (Haltet eure) Hände offen nach oben und sprich (sprecht):
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

Dann öffne das Fenster – atme ein, atme aus. Lass deine Kerze noch ein wenig brennen. Oder mach einen Sonntagsspaziergang. Oder stell Dir vor: Der nächste Kaffee, den Du trinkst, wäre ein Kaffee mit Gott. Was würdest du heute mit Gott besprechen wollen, bei einer Tasse Kaffee (oder Tee)?


Predigt am letzten Sonntag nach Epiphanias,
Pfaffenhofen 31. Januar 2021

Predigtwort: 2. Petrus 1, 16-19

Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.

Liebe Gemeinde

Wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen – auch den drei Weisen aus dem Morgenland ist kein Weg zu weit gewesen um das Geheimnis der Welt zu finden. Sie kommen aus der Ferne, aus der Fremde, tauchen im Stall von Bethlehem auf. Die christliche Legende hat in ihnen die damals bekannte Menschheit gesehen. Erst verkörpern sie die drei Lebensalter des Menschen, später die drei bekannten Kontinente der alten Zeit.

Zu Königen, zu Repräsentanten ihrer Welt bzw. ihres Erdteils werden sie erst durch ihre Geschenke: Der als Greis dargestellte älteste König, Caspar genannt, steht für Europa. Er bringt Gold als Geschenk. Melchior, ein König im besten Mannesalter, vertritt Asien, er überreicht Weihrauch. Der jüngste und schönste, Balthasar, steht für Afrika und bringt die Myrrhe. Im Lauf der Jahrhunderte wechseln manchmal auch die Bedeutungen: Dann gilt Caspar als der afrikanische König und Balthasar als der alte König.

Wie auch immer, sie, die andersgläubigen, die nichtjüdischen Könige und Herrscher, verlassen ihr eigenes Land, ihre Leute, um die Knie vor dem Gott der späteren Christen zu beugen. Etwa 35 Jahre nach der Geburt Jesu bricht ein anderer auf. Paulus ist sein Name. Er hat von dem Stern der Christen gehört, ihn aber nie gesehen. Sein Glaube treibt ihn, sich auf den Weg zu machen. Ganz gewissenhaft, ganz eifrig ist er in seinem Glauben.

Auf den Knien will er die sehen, die an den Stern von Bethlehem glauben, die Christen. Gold hat er nicht dabei, sondern Eisen. In Eisen will er alle legen, die diesem Stern huldigen: Die Jünger des neuen Weges. Und er zieht los, um sie in Ketten zu legen und zu verfolgen. Wer sich nicht beugt, muss gebeugt werden, das ‚glaubte‘ Paulus damals.

Beschämt wissen wir, dass die weitere Geschichte der Christen leider voll ist von solchem ‚Glauben‘, es sei richtig, Menschen anderen Glaubens zu terrorisieren in Gedanken, Worten und Taten. Heute sind es islamistische Fundamentalisten, die versuchen, andere mit Gewalt zu beugen. Evangelikale Fanatiker in Amerika und anderswo sind vermutlich nicht so mordlustig wie sie, aber ihr Gesinnungsterror ist nicht zu unterschätzen. Der Paulus von damals hätte gut zu ihnen gepasst. Er war überzeugt, dass er richtig handelte. Ein grelles Licht vor der Stadt Damaskus beendet seine Gewaltaktion, dort hat er eine Erscheinung. Der auferstandene Jesus begegnet ihm und fragt ihn: ‚Warum verfolgst du mich?‘ Und Paulus wirft es zu Boden. Das Geheimnis der Welt wirft Paulus um. Es ist ähnlich – und doch anders: Jesus, das Geheimnis der Welt, lässt sich finden von den Weisen der Welt, die sich herabbeugen an der Krippe – Heiden, die ganz nahe kommen. Jesus macht sich dem klugen Paulus bekannt, der daraufhin herabstürzt – ein Frommer, der ganz ferne vom Geheimnis war.

Licht, Erscheinung, Epiphanie lässt sich nicht an Grenzen stoppen. Der Stern von Bethlehem, das Licht von Damaskus zieht ‚die Anderen‘ heran, die nun auch dazugehören. Es sind diejenigen mit dem ganz anderen Hintergrund, mit ihrer ganz anderen Lebensgeschichte. Sie sind von dem Geheimnis Gottes angezogen worden. Und jede und jeder bringt die eigene Denkwelt mit. Und jede und jeder schätzt die eigene Geschichte und Tradition. Bedenken wir: Für die Juden waren alle anderen Heiden; das auch diese Heiden zum Geheimnis der Welt gehören, dass auch diese Miterben, Mit-Leib, Mitgenossen göttlicher Verheißung sind – das muss man erst einmal annehmen. Und ohne den Paulus wären wir alle heute nicht hier.

In der Legende der Heiligen Drei Könige kommen sie aus verschiedenen Richtungen und finden trotzdem zusammen, auf der Suche nach Gott. Sie müssen sich schon vor der Krippe getroffen haben, haben miteinander geredet – das ist ja schon so viel – und dann gemerkt, dass die anderen auch Suchende sind. Es ist ihnen sogar gelungen sich darüber zu verständigen, wer was schenkt und in welcher Reihenfolge man sich dem Gesuchten nähert.

Stellen wir uns doch mal vor, wir würden ihre Legende heute weitererzählen. Wenn Caspar, Melchior und Balthasar nicht Vertreter der drei Erdteile, sondern Repräsentanten der drei Weltreligionen wären: Judentum, Christentum und Islam. Die neue Legende ginge dann so:

Siehe, da wollten Weise aus den drei großen Buch-Religionen aufbrechen und sprachen: ‚Wo ist Gott? Wo ist Gott den Menschen am nächsten? Dort wollen wir gemeinsam hinziehen und ihn anbeten.‘ Aber ihre eigenen Glaubensgenossen sagten ihnen, jede für die eigene Religion: ‚Wir haben ihn doch schon lange gefunden. Was soll die unnötige Aufregung? Sollen doch die anderen laufen! Wir sind schon lange da!‘

Aber jeder der drei Weisen schüttelte den Kopf: ‚Seht ihr nicht den Stern hoch über uns stehen? So viel höher und größer ist Gott als unsere Vorstellung von ihm. Habt ihr denn keinen Respekt mehr vor dem Geheimnis Gottes? Nicht ihr habt ihn erfunden. Nicht ihr habt ihn in Händen. Er hat uns geschaffen und wir sind in seinen Händen.

Natürlich haben wir ihn damals gefunden, aber sein Stern führt uns wieder in ein neues Land; dort werden wir ihn ganz menschlich und ganz strahlend entdecken. Wir werden ihn finden, während wir mit den Anderen reden; in der gemeinsamen Suche und im gemeinsamen Dienst. Manchmal muss dabei einer auch auf den anderen warten.‘

Die drei Weisen sprachen eindringlich zu ihren jeweiligen Glaubensgenossen: ‚Jeder von uns kennt die Gefahr des Fundamentalismus in sich: die Versuchung zu glauben, dass man die alleinige Wahrheit gepachtet habe. Jeder von uns weiß, wie leicht aus dem angeblichen Besitz der Wahrheit ein un-heiliger Nationalismus werden kann – egal, ob er sich ‚Christliches Abendland‘ oder ‚Arabischer Halbmond‘ oder ‚Heiliges Land‘ nennt.‘

Da nickten dann die Vertreter der drei großen Religionen auf ihren Synoden und Versammlungen, nachdem sie vorher lange den Kopf geschüttelt hatten. Und mit dem Segen Gottes sendeten sie die drei Weisen auf den Weg, den der Stern ihnen wies, um Gott wieder neu zu finden in seinem menschlichen Angesicht.

Und vor einem Menschenkind am Rande der Stadt sanken die drei Weisen auf die Knie, breiteten die Schätze ihrer Religionen aus und legten zu den Füßen des Menschenkindes das, was bei ihnen glänzt – wie Gold. Und das, was bei ihnen köstlich und ekstatisch ist – wie Weihrauch. Und das, was bitter schmeckt, aber zum wahren Leben gehört – wie Myrrhe.

Doch nach Hause wagten sie sich nicht mehr, denn sie dachten nicht, dass ihnen das jemand glaubt…
(Herkunft unbekannt)

So könnte die neue Legende fortfahren… wer weiß, mit welchem Ende.

Liebe Gemeinde, Gott ist kein Gleichmacher. Er nivelliert die Unterschiede nicht, auch wenn er Menschen zusammenführt. Die Fremden und Verschiedenen finden zur Krippe, sie beten das Geheimnis an – und bleiben doch die Unterschiedlichen, die aufgrund ihrer Lebenswelten gar nicht alles teilen können, die aber eins sind durch das gemeinsame Geheimnis. Einfach ist das nicht. Einfach ist Vielfalt und Miteinander nie.

Um das Geheimnis der Welt zu erkunden, lassen sich Menschen als Weggenossen auf einen Weg ziehen, aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Licht vom Himmel – in einer inneren oder äußeren Erleuchtung. Licht lässt sich an keiner Grenze stoppen. Gott sei Dank.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in dem Geheimnis Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.

Eberhard Hadem
30.1.2021